Aktuelles

Zu meinen Projekten finden sich weitere Informationen auf meiner Homepage:

www.michaeladams-filmbilder.de

 

Der folgende Text zur Kameraarbeit in meinem Film "Timeline-Landscapes" (Zeitlandreise) erzählt von meiner Arbeitsweise und den Themen in meinem Schreiben und in meinen Bildern:

 

Zeitlandreise

Die Bilder verweisen auf etwas Tieferliegendes,
eine Geschichte, einen Augenblick im Vorbeihuschen der Zeit, sie verweisen immer auf die Wirklichkeit selbst, den Anderen, das Land. Kunst an sich hat für mich nur Sinn als Hinweis auf diese Weite der Gegenwart.
Bilder können diese Hinweise geben, Sehen und Wahrnehmen anregen. Es ist ja nicht so, daß ich mir etwas ausdenke oder mit einem Konzept auf mein Leben zugehe. Es ist genau umgekehrt. Ich drücke den Auslöser – in der Kamera oder nur im Erleben – und wundere mich hinterher über das, was ich gesehen habe. Wenn es erstaunlich schön ist oder auch nur erstaunlich und wenn es etwas mit dem zu tun hat, was mir wichtig ist – die Beziehung zwischen Menschen und ihrer Welt, der Ausdruck der Natur in den Erscheinungen – dann geniesse ich den Anblick dieser Bilder und manche finden den Weg in einen Ordner, ein Album, einen Film.
Zeitlandreise begann als Timeline-Landscapes, ein Projekt, in dem ich dem Gefühl des Vermissens und der Sehnsucht nach Orten und Menschen nachgegangen bin. Alte Freunde, Vater, Mutter, Großvater und Großmutter, Orte der Kindheit, Orte, die mir im Sinn geblieben sind auch nach sehr vielen Jahren – ich wollte sie wiedersehen. Und dieses Wiedersehen zeigt der Film. In alten und neuen Fotografien, in Videoaufnahmen aus New Mexico, Schweden und Deutschland, mit Edwin und seinen Skulpturen, mit Mutter im Haus in Bretten – und mit Bildern meines gegenwärtigen Lebens, das jetzt auch schon wieder Vergangenheit ist. Der Film ist sehr schnell Vergangenheit geworden, eine Aufarbeitung, die allerdings in die Gegenwart ausstrahlt wie ein Stern, dessen Strahlen wir immer noch sehen, obwohl er längst erloschen ist. Und er erhellt unseren heutigen Himmel, wenn wir Glück haben sogar unser Sein, denn wir werden uns der Vergänglichkeit und des Glücks bewußt, dass jeder Moment in mehreren Zeiten existiert. Er existiert in dem, was aus der Vergangenheit aufscheint – ob vor ein paar Tagen oder vor 30 oder 50 Jahren - in dem, was jetzt unser Erleben ausmacht und dem, was davon bleiben wird, an das wir uns erinnern werden. Diese Substanz des Erlebens in ihren Schichten ist nicht nur eine psychologische sondern eine phänomenologische - das heißt, wir sehen, hören, spüren sie, noch bevor wir sie bezeichnen und beurteilen. Das ist das Faszinierende und das Eigentliche daran.
Timeline, die Zeitlinie unseres Lebens und die Grundstruktur des Ablaufs auch in der filmischen Arbeit, Landscapes als das Land, das in einer langsameren Zeit lebt – Grundthemen in meiner Kameraarbeit und im Film. Das Haus in dem ich in Heimbach wohne steht schon über 200 Jahre und hat Menschen und Dinge gesehen, die ich mir kaum noch vorstellen kann. Manche der Bäume, die ich im letzten Winter als Feuerholz heimgeholt habe, standen schon als mein Urgroßvater noch gelebt hat, der mir manchmal in denSinn kommt, obwohl ich ihn gar nicht mehr gekannt habe. So leben Menschen weiter und schlagen in den Gedanken ihrer Nachkommen der Zeit und dem Tod ein Schnippchen. Und doch ist das Älterwerden und Sterben eine Realität, die ich genauso wie die Kindheit in einem Film über die Zeit, mein eigenes Leben und das meiner - im weitesten Sinne - Familie, bearbeiten mußte. Ich habe es vorsichtig getan und mit Respekt. Das Hinsehen war mir wichiger als gewichtige Schlüsse daraus zu ziehen. Der eigentliche Kern des Films ist für mich die Verbundenheit, die Freundschaft (exemplarisch dargestellt in den Schweden-Reisen zu Edwin), die mich mit  meinen Eltern, meinen Kindern, meinen Freunden und in der Partnerschaft mit glücklichen Momenten ausgerichtet hat, auch wenn die Sehnsucht manchmal schmerzt. Und am Schluß bin ich angekommen: Dort wo ich jetzt lebe, in Heimbach und auf dem Weg über die Hügel - und in dem Erkennen woher ich gekommen bin.